Die Spur des Grauens: Österreich auf dem TIME Cover
Nun ist wieder passiert. TIME bemerkt, dass es Österreich auf der Weltkarte gibt.
Etwa wegen eines Nobelpreisträgers aus den Wissenschaften, z.B. aus Physik, Chemie, Medizin, Wirtschaft …? Wegen eines Olympiasiegers der Sommerspiele von Rio de Janeiro, London, Peking ….? Oder wegen einer bahnbrechenden Innovation aus unserem Myzel aus Wirtschaft und Universitäten?
Nein, wo lassen denken? Sind das jene Gebiete, auf denen Österreich international für Furore sorgt? Gebiete, die auf ein hochentwickeltes, gut funktionierendes gesellschaftliches Fundament schließen lassen? Nach dem Motto: „mens sana in corpore sano“.
Vorreiter auf dem Feld des Rechtspopulismus
Nein, das sind sie nicht. Wir hier in der kleinen Welt, in der die große Probe hält, sind auf einem ganz anderen Gebiet Vorreiter. Auf dem so wunderbar zukunftsträchtigen Feld des Rechtspopulismus. Darauf können wir doch stolz sein, oder?
Strache und Hofer, in trauter Eintracht, zieren das jüngste Titelblatt jenes amerikanischen Magazins, das als international bedeutendster Vertreter gut recherchierten und aktuellen Journalismus gilt. Der dazugehörige Artikel ist eine punktgenaue Diagnose, woran wir hier in Österreich (und leider auch in anderen europäischen Ländern) laborieren.
Warum aber gerade unsere beiden Helden der negativen Emotion? Was macht uns hier im Alpenland so einzigartig?
Ganz einfach: nirgends sonst in den Ländern der EU (vor Beitritt der Oststaaten) ist eine rechte Partei so stark wie die FPÖ bei uns. Eine Partei, in direkter Abstammung der Vereinigung der Altnazis (VdU), die ein Parteiprogramm vorlegt, welches Österreich als Teil der deutschen Nation bezeichnet. Und das 70 Jahre, nachdem die Ostmark zu Grabe getragen und der Anschluss auf dem Misthaufen der Geschichte entsorgt wurde.
Gift für die Wirtschaft
Jeder international Tätige weiß: diese Leute sind Gift für die Wirtschaft; und das meine ich nicht im englischen Sinne des Wortes. Auf Reklame mit solchen Leuten können wir getrost verzichten.
Beim letzten Mal, als ein Österreicher das Cover von TIME zierte, blickte ein gewisser Jörg Haider im Jahr 2000 an uns vorbei ins rechte Eck. Auch davor hatten wir schon die Ehre, von TIME ein aussagekräftiges Titelblatt zu erhalten: Kurt Waldheim als Präsidentschaftskandidat anno domini 1986, mit dem Aufhänger: „Austria, the art of forgetting“.
Wie lautet doch mein Aufhänger? Eine Spur des Grauens.