Was sagt Ihnen Babylon? 10 Gedanken zum erfolgreichen Export
Gedanke 3: Was sagt Ihnen Babylon?
Für Wiener wohl einiges mehr als die berühmte Fabel von Babel. Da aber die meisten Leser dieser spannenden Zeilen nicht in der Bundeshauptstadt residieren, darf ich im Folgenden die Geschichte der Sprachverwirrung als Ausgangspunkt für meine Betrachtungen wählen. Wer sich für die zweite Facette von Babylon interessiert, möge mir einfach ein Email senden – Infos folgen postwendend.
Ach wie einfach wäre doch unser Leben auf Erden, wenn unsere Vorfahren sich nicht erdreistet hätten, den Himmel stürmen zu wollen. Wir hätten eine einzige gemeinsame Sprache, 7 Milliarden Menschen könnten sich (fast) problemlos mit einander verständigen und unsere Dolmetscher/Übersetzer/Sprachübersetzungsprogrammierer wären praktisch arbeitslos.
Dem ist bekanntlich nicht ganz so.
Oder etwa nicht?
Englisch kann doch ohnehin fast jeder. Oder?
Englisch kann doch im Geschäftsleben ohnehin fast jeder, sagte mir unlängst ein angehender Exportmanager. Nun, das mag in einigen Ländern des Nordens schon stimmen, aber ab dem 46. Breitengrad südlich und dem 26. Längengrad östlich von Wien nähert sich der Kenntnisstand des Angelsächsischen asymptotisch dem Nullpunkt. Da werden wir ohne die mit Arbeitslosigkeit Bedrohten (s.o.) oder sonstige Helfer (s.u.) wohl nicht auskommen. Kostet leider Geld. Denkbar wäre natürlich auch, selbst Sprachen zu lernen. Kostet ebenfalls Geld, und mühsam ist es auch noch.
Also bleiben wir Österreicher lieber beim vertrauten Englisch. Wir können uns auf Englisch ja bestens ausdrücken, sagen gefühlte 98% der im Export tätigen, also wo läge das Problem?
Mir fällt dazu gleich einmal der alte Kalauer ein. “Don´t you want to polish up your English?” “No thanks, that is not necessary, my English is Polish enough”.
Denn sobald wir einen Geschäftsfreund freundlich mit “you are very sympathetic” zu unseren Freunden zählen oder mit “How do you do?” seine Laune prüfen möchten und ihn im Smalltalk nach seinem neusten “Handy” fragen, wird er möglicherweise das Gespräch mit “thanks, meeting you has been an interesting experience” beenden. Erzählen Sie diesen Kommentar einem guten Freund aus England – dieser wird sich zerkugeln.
Jede Branche hat ihre Fachsprache
Egal, in welcher Fremdsprache wir uns zu bewegen versuchen, jede Branche (not branch :-) ) – hat ihre spezifische Fachsprache. Da kommt es naturgemäß zu den stärksten Abweichungen im Verständnis. Oder wussten Sie etwa, das “rebate” nicht nur den Rabatt, sondern auch den Falz (bei Fenstern oder Türen) bedeutet? Wer weiß, was auf Deutsch “Umbugen” meint, hat eventuell mit der Schuhindustrie zu tun gehabt. Diese ist in Fernost konzentriert. Umbugen auf Mandarin?
Was also tun, sprach Zeus?
- Regel Nr. 1: Setzen Sie Native Speakers ein, so oft es geht; ob bei Geschäftsterminen, Schriftstücken oder Werbung (Telefonansagen!). Das können bilinguale Mitarbeiter sein, ausländische Geschäftspartner, Mitarbeiter der Außenhandelsstelle oder einschlägige Berater wie z.B. Expertise.
- Regel Nr. 2 : Wenn Regel Nr. 1 nicht möglich ist, nutzen Sie Dolmetscher und/oder Übersetzer (Achtung auf Fachtermini, da passieren die wildesten Sachen).
- Regel Nr. 3: Wenn auch Regel Nr. 2 nicht möglich ist, hoffen Sie das Beste.
Und nächstes Mal? Manner mag man eben.